Zum Inhalt springen

Verleihung des Feldwebel-Boldt-Preis 2017

 

an OFw Sven Böhringer, Panzerpionierkompanie 550

Stetten am 10. Juni 2017

 Anläßlich der Verleihung des Preises veröffentlichen wir hier die Rede des Präsidenten des BDPi, Herrn Brigadegeneral Pfrengle.

 

Soldatinnen und Soldaten der PzPiKp 550,

meine Damen und Herren,

 

bevor ich zur Übergabe des Feldwebel-Boldt-Preises komme, muss ich hier noch etwas zusätzlich deutlich sagen.

Ich habe heute den Besuch bei der PzPiKp 550 aus vollen Zügen genossen. Das was Sie, Herr Major Rost, mit ihrer Kompanie als Familientag auf die Beine gestellt haben, ist schlicht beispielhaft. Für ein solches Programm braucht es normalerweise ein Bataillon. Ihre Kompanie ist ein Beispiel an Haltung.

Ich freue mich, dass ich heute in meiner Eigenschaft als Präsident des Bundes Deutscher Pioniere den Feldwebel-Boldt-Preis verleihen darf. Umso mehr freut es mich, dass ich dies in meiner Brigadepionierkompanie der D/F- Brigade tun darf, einer Kompanie, der ich mich immer besonders verbunden gefühlt habe und der ich mich nach wie vor verbunden fühle. Das können Sie auch auf dem kleinen Schild auf der Brücke sehen, die immer noch im Besprechungsraum der Kompanie steht. Dass mich das gefreut hat, brauche ich Ihnen nicht zu sagen.

Ich nehme die heutige Preisverleihung auch im Namen unserer 730 Mitglieder und der vielen Pionierkameradschaften vor.

Wir alle, Bund Deutscher Pioniere, Truppe, Reservisten, Ehemalige und Aktive, Jüngere und Ältere, die wir die schwarzen Spiegel tragen, sind eine Familie, die stolz auf ihre Waffenfarbe und ihre Leistungen ist. Gerade in den Einsätzen hat sich in vielfältiger Weise gezeigt, wie wichtig wir für den Erfolg sind. Andere können ohne uns im Einsatz und im Kampf weder ihre Ziele erreichen, noch bestehen. Und wir leisten unseren Beitrag nicht nur durch Unterstützung, sondern auch durch Mitkämpfen!

Eine Familie, die wie wir dies leisten muss, kann nur durch größten inneren Zusammenhalt bestehen.
Dazu gehört auch, dass einzelne Familienmitglieder immer wieder einmal herausgehoben werden, weil sie den anderen zum Beispiel gereichen und weil sie damit positiv auf alle anderen ausstrahlen. Die Auslobung und Verleihung von Preisen ist ein Mittel dazu.

Einen solchen Preis, nämlich den für den Besten des Feldwebellehrgangs, darf ich heute übergeben.

Es tritt vor, der OFw Sven Böhringer.

Herr OFw Böhringer, Sie haben im Jahr 2016 den Feldwebellehrgang am AusbZ Pioniere als Jahrgangsbester mit der Note 1,25 abgeschlossen.

Mit Ihnen bestätigt sich wieder, dass die Wege zu einer solchen Leistung niemals gerade verlaufen und dass der persönliche Wille und die Erfahrung wichtige Instrumente sind, um Zwischenziele zu erreichen und auf das langfristige Angriffsziel zu blicken.

Sie sind am 16.12.1982 geboren. Da war ich übrigens Zugführer.

Nach Hauptschule und Fachhochschulreife haben Sie Tischler gelernt und haben danach von 2001 – 2009 im SpezPiBtl in Speyer gedient. Die Pionierkameradschaft Speyer feiert in diesem Jahr übrigens ihr 25-jähriges Bestehen.

Nachdem Sie als StUffz ausgeschieden waren und die Ausbildung zum Holzbautechniker absolviert hatten, sind Sie 2015 wieder in die Bundeswehr eingetreten und sind seitdem in der PzPi 550 eingesetzt.

Es ist gut, dass es, neben den klassischen Wegen heute auch vermehrt Möglichkeiten gibt, als Wiedereinsteller in die Bundeswehr zurückzukehren. Sonst hätten wir einen wie Sie womöglich ganz verloren.

Sie haben am AusbZ Pioniere gezeigt, was in Ihnen steckt, in Theorie und Praxis. Die Note 1,25 erzielt man nicht mit schriftlichen Leistungsnachweisen alleine. Auch Handeln und Charakter sind dafür erforderlich.
Damit haben Sie für sich die Basis dafür geschaffen, dass Sie durch harte, fordernde und gleichzeitig sinnvolle Ausbildung in ihrer Kompanie mit Ihren Soldaten auch selbst dann bestehen können, wenn das Äußerste gefordert wird.

Wenn man das für mich wichtigste Grundprinzip des Umgangs miteinander: „Was Du nicht willst, was man Dir tu‘, das füg‘ auch keinem anderen zu“, übersetzt und auf die Pflichten des Vorgesetzten überträgt, könnte man sagen: „Was Du willst, was man Dir tu‘, das gestehe – in Wort und Tat – auch den anderen zu.“

Ich bin sicher, dass dies auch Feldwebel Erich Boldt, den Namensgeber unseres Preises geleitet hat, als er am 16.11.1961 als Leitender beim Gewöhnungssprengen eines PzGrenBtl auf dem Übungsplatz in Putlos gehandelt hat.

Eine von zwei 200g Ladungen war nach dem Zünden in den Deckungsgraben zurück gerollt. Feldwebel Boldt befand sich dort mit zwei Soldaten und erkannte, dass es die einzige Möglichkeit, die ihm noch blieb, die beiden Soldaten vor Verletzung oder gar Tod zu schützen, war, sich selbst auf die gleich detonierende Ladung zu werfen. Er tat dies in dem Wissen, dass er zum Schutz anderer seine Gesundheit oder gar sein Leben verlieren wird. Er konnte aber keine Sekunde mehr zögern. Damit hat Feldwebel Erich Boldt ein Beispiel treuer Pflichterfüllung bis in den Tod gegeben, nicht zum eigenen Ruhm, sondern zum Wohle und für die Zukunft anderer.

Ein solches pflichtbewusstes, uneigennütziges und bis in den Tod kameradschaftliches Verhalten ist im täglichen Dienst und auch auf Lehrgängen weder ausbildbar noch abbildbar noch prüfbar. Es muss auf der Grundlage einer persönlichen und auch kollektiven Auseinandersetzung mit der Thematik, das Äußerste für andere zu tun und bereit zu sein, sein Leben für andere hinzugeben, von innen heraus kommen, weil wir uns nur dann, wenn auf einem festen Wertekorsett von innen heraus kommt oder kommen kann, darauf verlassen können, dass wir es tun, wenn es verlangt wird oder unausweichlich ist.


Dann können wir uns auch darauf verlassen, dass uns die Augen unserer Kameradinnen und Kameraden nicht anlügen, wenn wir hineinblicken. Und daraus entsteht dann das gegenseitige Verlassen und Vertrauen aufeinander, was immer kommen mag. Nichts anderes ist Korpsgeist!

Damit ist der Feldwebel-Boldt-Preis nicht nur irgendeine Auszeichnung für erbrachte sehr gute Leistungen, er ist auch eine persönliche Verpflichtung, der sich der Preisträger für die Zukunft stellt.
Das ist ein hoher Anspruch, dem Sie, lieber Herr Böhringer, gerecht werden, heute und in Zukunft. Die besten Voraussetzungen haben Sie sich durch Ihren herausragenden Lehrgangsabschluss geschaffen.

Ich freue mich, dass der Bund Deutscher Pioniere Sie heute auszeichnen kann. Zur Auszeichnung gehört neben einen Sachpreis auch eine 2-jährige beitragsfreie Mitgliedschaft in unserem Bund, der dann hoffentlich noch viele Jahre folgen werden.

Ich bin sicher, dass nicht nur ihre Frau und Ihre Kinder sich mit Ihnen freuen, sondern auch ihre Kompanie.

Ich gratuliere beiden, Ihnen, liebe Frau Böhringer und Ihren Kindern, und den Soldatinnen und Soldaten der PzPi 550 zu diesem beispielgebenden Familienmitglied und Feldwebel.

Ihnen, Herr Oberfeldwebel Böhringer gratuliere ich von ganzem Herzen zur Auszeichnung und wünsche Ihnen, dass Sie nie in eine Situation geraten, in der Sie wie Feldwebel Boldt das Äußerste tun und geben müssen.

Tun Sie in Ausbildung und Übungen jeden Tag alles dafür, dass dies nicht notwendig wird. Verlangen Sie zuerst alles von sich selbst und dann von Ihren Soldatinnen und Soldaten. Dann werden Sie gemeinsam bestehen, egal was kommt.

Und sollten es eines Tages in Ausbildung, Übung, Einsatz oder Gefecht aber trotzdem so kommen, dass das Äußerste gegeben werden muss, tun Sie das, was Sie sich von Ihren Kameraden auch erhoffen würden.

(Information zum Namensgeber des Preises: Feldwebel Erich Boldt)