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Reservisten des PiBtl 905 zum Stellungsbau in den Berchtesgadener Alpen

Die Bundeswehr legt den Fokus wieder mehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung. Dazu gehört auch der Kampf aus gedeckten Stellungen, um dem Feind möglichst unaufgeklärt und sicher vor direktem Beschuss im Feuerkampf zu begegnen. In malerischer Kulisse der Berchtesgadener Alpen gelegen, befindet sich der Standortübungsplatz „Sillberg“ fußläufig zur Jägerkaserne, wo das Gebirgsjägerbataillon 232 beheimatet ist.
In steiler Hanglage mitten im dicht bewachsenen Laubwald wurde in den 1980ern ein aus mehreren Gängen und Kampfunterständen bestehendes Stellungssystem errichtet. Es sollte insbesondere in den Zeiten des Kalten Krieges der Erprobung des infanteristischen Kampfes aus der Deckung heraus dienen.

Doch die Anforderungen an die Bundeswehr wandelten sich in den letzten Jahren. Es galten nicht mehr nur die eigenen Grenzen zu verteidigen, sondern auch komplexe Missionen überall auf der Welt zu bewältigen. Das Stellungssystem lag viele Jahre brach und wurde Opfer der Witterung. Morsches und geborstenes Holz, verbogene Stahlbleche und Erdrutsche machten es unmöglich, dieses System durch die übende Truppe zu nutzen. Schweres Baugerät und bautechnische Expertise waren gefragt.
Ein Kernauftrag für die Pioniere!

Folgerichtig wurden das GebPiBtl 8 und das PiBtl 905 aus Ingolstadt mit der Ertüchtigung des brach liegenden Stellungssystems beauftragt. Bereits mehrfach hat in der Vergangenheit der aktive Colourverband GebPiBtl 8 die Reservisten des PiBtl 905 bei diversen Übungs- und Ausbildungsvorhaben mit Ausrüstung, Material und Personal unterstützt. In enger Zusammenarbeit wurden Erkundungen, umfangreiche Berechnungen und Planungen zur Durchführung des Bauvorhabens durchgeführt.
Anfang Juli 2020 rückten mehr als 30 Reservisten, die über verschiedene zivilberufliche Expertisen aus dem Bereich Bauwesen verfügen, zur Reservedienstleistung nach Ingolstadt an, um mit schwerem Pioniergerät in das etwa 230 Kilometer entfernte, kurz vor der Österreichischen Grenze liegende, Bischofswiesen zu verlegen.

Vor Ort erwies sich der Auftrag als wahre Bewährungsprobe für die Soldaten. Tagelanger Starkregen hatte das schroffe Karstgelände stark aufgeweicht. Unmengen an Holz, Kies und anderem Baumaterial mussten auf die auf etwa 1.100 Höhenmetern gelegene Baustelle verbracht werden. Schwülwarme Temperaturen machten das Befüllen tausender Sandsäcke, das Ausheben der verschütteten Gänge und das Zusägen und Verarbeiten des Holzes zu einer schweißtreibenden Aufgabe, bei der auch Soldaten des Gebirgsjägerbataillon 232 unterstützen. Auf einer Fläche von circa 5.000 Quadratmetern wurden mitten im Wald über mehrere Tage hinweg neue Kampfunterstände, ein Zuggefechtsstand sowie etwa 100 Meter Schützengräben ausgehoben und mit Wellblechplatten und Holzbalken verstärkt.

Die verschärften Auflagen zur Eindämmung der Corona Pandemie erschwerten die Arbeiten und Unterbringung zusätzlich.

Ein heftiger Gewittersturm beendete die Arbeiten am Stellungssystem. Dunkle Wolken verhüllten den berüchtigten Schicksalsberg Watzmann und brachten mehr als 40 Liter Regen pro qm binnen kurzer Zeit und Starkwinde hervor. Knietief standen die Pioniere im schlammigen Wasser. Glücklicherweise konnten die Bauarbeiten noch rechtzeitig fertiggestellt und das neue Stellungssystem den Bischofswiesener Gebirgsjägern übergeben werden.

Die Kommandeure des GebJgBtl 232, GebPiBtl 8 und PiBtl 905 waren sich einig: Was hier von den Reservisten geleistet wurde, ist überragend und wäre so in der Kürze der Zeit und der Knappheit von Haushaltsmitteln auch von zivilen Firmen nicht leistbar gewesen.

Die Reserve des Heeres hat hier wieder einmal seinen echten Mehrwert für die Bundeswehr bewiesen!

 

 

Artikel und Bilder von
Hauptmann Marco Dittmer
Pionierbataillon 905