Wenn einem die militärische Heimat genommen wird!
In diesem Artikel soll die Situation einer Pionierkameradschaft ohne Truppenanbindung, hier durch die Pionierkameradschaft Speyer verdeutlich werden.
Zum Sachstand:
In der am 26. Oktober 2011 bekannt gegebenen Stationierungsentscheidung waren auch der Standort Speyer und das hiesige Spezialpionierbataillon 464 betroffen. Mit Abzug der letzten Soldaten im Frühjahr 2016 endete eine 142-jährige Geschichte als Pionierstandort. Diese Entscheidung hatte auch Auswirkungen auf die Pionierkameradschaft Speyer, der die militärische Heimat genommen wurde. Jetzt galt es neue Räumlichkeiten für ein Vereinsheim zu finden, was sich als nicht so einfach herausstellte. Dennoch gelang es, eine passende Räumlichkeit, im Haus der Vereine, zu finden. Dem Vormieter galt es nun eine hohe 3-stellige Ablösesumme auszuzahlen, was die Vereinskasse stark belastete. Nun galt es auch noch den Traditionsraum aufzulösen. Hier wurden, soweit möglich, die Spender der Exponate angeschrieben und ihnen ihre überlassenen Stücke zurückgegeben. Die inzwischen angemietete Räumlichkeit im Haus der Vereine in Speyer, hat nicht annähernd so viel Platz um die Erinnerungsstücke unterzubringen. Erfreulich, dass neben militärischen Studiensammlungen auch das historische Museum der Pfalz in Speyer Interesse an ein paar Exponaten für ihre Ausstellung hatte.
Nach Verhandlungen mit der Stadt Speyer konnte auch endlich ein neuer Platz für den von der Pionierkameradschaft Speyer gestifteten Gedenkstein, auf dessen Bronzetafel an die Einheiten und Verbände der Kurpfalzkaserne erinnert wird, gefunden werden. An seinem einstigen Standort, dem Stabsgebäude der Kurpfalzkaserne konnte er nicht verbleiben und so wurde er mit Unterstützung des Spezialpionierbataillon 464 an seinen neuen Standort am Haus der Vereine in Speyer gebracht und war sozusagen vor unserer „neuen“ Haustür.
Aber nicht nur das Materielle ging uns verloren, sondern vielmehr die Basis zur Gewinnung von Mitgliedern war gänzlich verloren gegangen. Hatten wir doch durch Veranstaltungen des Bataillons, wie zum Beispiel Tag der offenen Tür usw., die Gelegenheit auf uns aufmerksam zu machen und dadurch auch das Interesse zur Mitgliedschaft zu wecken. Man war auch auf dem neuesten Stand, was die Aufgaben des Bataillons betraf und der Austausch mit noch aktiven Kameraden hat das Vereinsleben sehr bereichert. So wurden bei Monatstreffen Vorträge angeboten und Besichtigungen durchgeführt. Mit der Auflösung des Standortes stagnierte bzw. sank auch die Mitgliederzahl unserer Kameradschaft und pendelte sich Ende 2019 auf 109 Kameraden ein. Dies hört sich eigentlich nicht sehr tragisch an, man muss jedoch bedenken, dass die Möglichkeit, junge Kameraden zur Mitgliedschaft zu bewegen nicht mehr ganz so einfach ist und war. Die Schließung des Standortes zog natürlich auch eine Reihe von Austritten mit sich, die sich aber nach und nach erst bemerkbar machten. Also musste eine neue Strategie her.
Die Aufgabenstellung hieß, wie können wir auf uns aufmerksam machen. Kleine Artikel aus dem Vereinsleben in der örtlichen Presse zeigten nach einiger Zeit Erfolg. So können wir seit Anfang 2020 einen Anstieg an Neumitgliedern verzeichnen. Auch werden Kameraden in der Öffentlichkeit auf die Pionierkameradschaft angesprochen oder in sozialen Netzwerken zur Mitgliedschaft befragt. Leider haben uns der Beginn der Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sind doch seit Februar 2020 keine Monatstreffen und keine Veranstaltungen ohne Gefährdung der Mitglieder möglich. Dies liegt zum Teil an der Enge des Vereinsheimes als auch an den gesetzlichen Vorgaben. Alles in allem kann man sagen, dass die Auflösung des Standortes Speyer die Pionierkameradschaft vor Probleme gestellt hat und immer noch stellt, die ich versucht habe, hier dazustellen. Ein Lichtblick sind die ehemaligen Soldaten auf Zeit, die vor 4-5 Jahren ihren Dienst in Speyer beendet haben und jetzt den Kontakt suchen. Es muss unser Ziel sein, hier den Hebel anzusetzen um auch einer Überalterung der Kameradschaft entgegen zu wirken.
Ulrich Arnold
Oberstabsfeldwebel a.D.
1. Vorsitzender Pionierkameradschaft Speyer e.V.
Text : U. Arnold
Bilder: E. Schaz