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Pionierausbildung im Gefechtsübungszentrum des Heeres

Erfahrungen bei der Ausbildung und Übung am Beispiel der Verzögerung/Verteidigung.

Eine gute Vorbereitung ebnet den Weg für einen erfolgreichen Übungsdurchgang

Ich möchte diesen Artikel mit einem Zitat beginnen, von dem unser Leiter Gefechtsübungszentrum Heer (GefÜbZH) des Öfteren Gebrauch macht:

–> „Wenn sich zwei an einer Kreuzung treffen und mindestens einer passt auf, passiert niemanden was“.

Dieses Zitat ist sehr treffend, wenn man die Zusammenarbeit der Kampftruppe mit den Pionieren hier im GefÜbZH betrachtet und beschreibt direkt eines der größten Probleme, die es mittlerweile in der Vorbereitung eines Übungsdurchganges (ÜbDg) im GefÜbZH gibt.

Die Kampftruppe und die Kampfunterstützer lernen sich oft erst hier im GefÜbZH bei der taktischen Erkundung für einen ÜbDg kennen. Für einige ist dies teilweise auch die erste Berührung mit dem GefÜbZH, was durch seine Größe, Technik und Art der Ausbildung und Übung schon eine gewisse Einzigartigkeit hat. Wenn man die Sache aber genau nimmt, entsteht das eigentliche Problem für den Pionier und in der Folge auch für die Kampftruppe schon viel früher, nämlich bei der Erstellung des Befehl Nr. 1 für die Erkundung. An diesem wirkt selten ein Pionier mit, was zum einen die Auswertung der Ziffer Pioniere aus dem Brigadebefehl, sowie der Anlage EE (Anlage für die Pionierunterstützung), als auch die Erstellung des eigenen Anteils Pioniere in der Befehlsgebung erschwert.

Ein weiterer Stolperstein kann der vorläufige Sperrplan des Bataillons werden. Hierbei nehmen sowohl der Pionier als auch der Kompaniechef (KpChef) der Kampftruppe vom Bataillon geplante Sperren oft als dogmatisch an, wobei diese anhand einer Kartenerkundung geplant wurden. Wenn nun der Kompaniechef seinen Operationsplan an diesen Sperren ausrichtet, schränkt er sich in seinem Denken und Handeln ein und kommt nicht immer zum optimalen Ergebnis.

Mit den genannten Herausforderungen geht es dann in die Erkundung. Die Erkundung ist mittlerweile fester Bestandteil der Ausbildung und wird durch Personal des GefÜbZH begleitet. Ziel hierbei ist, die kurze Zeit (1 Tag Erkundung, 1 Tag Vortrag Erkundungsergebnisse) effektiv zu nutzen und die Erfahrungen aus vorangegangenen Übungsdurchgängen einfließen zu lassen. Nachdem der Bataillonskommandeur (BtlKdr) im Zusammenwirken mit dem Stab seinen Befehl für die Erkundung gegeben hat, fahren die Kompaniechefs in den ihnen vorgegebenen Raum und brechen den Befehl für ihre Teileinheitsführer herunter. Mit dabei sein sollte der Pionierzugführer, der gemäß der Truppeneinteilung der Kompanie zugeordnet ist. In diesem Befehl für die Erkundung sollte es ebenfalls einen Auftrag für die Kampfunterstützer geben. In der allgemeinen Regelung Panzertruppenkompanie C-2-227/0-0-1621 Anlage 16.3.10 ist ein Kompaniebefehl für die Erkundung als Anhalt dargestellt. Ein Auftrag für Pioniere oder Joint Fire ist dort nicht enthalten, wäre aber durchaus zweckmäßig. In der Befehlshilfe der Panzertruppenschule sind Forderungen bzw. Aufträge an die Kampfunterstützung enthalten.

Befehl für die Erkundung (Auszug)

Im Anschluss beginnen der Kompaniechef und die Zugführer mit der Geländeerkundung. Grundsätzlich erkunden Pioniere gemeinsam mit der Kampftruppe, die sie unterstützen sollen.
Dabei sollten durch die Kampftruppe folgende Forderungen (gem. Sperren der Pioniere C2-227/0-0-2131 Nr. 303) für Sperren gestellt werden:

• gewünschter Sperrzweck/gewünschte Sperrwirkung (Feind abnutzen, lenken, kanalisieren, teilen, aufhalten, vor allem aber seine Bewegung einschränken oder sein Vorgehen verlangsamen),
• geplanter Kampf mit der Sperre und
• beabsichtigte Bewegungen eigener Kräfte.

Dafür sind eine gute Geländeorientierung und eine Absicht des Feindes essenziell. Darüber hinaus stellt die Kampftruppe eine Sperrforderung, wie oben beschrieben und nicht die Forderung nach einer spezifischen Sperre. Dadurch entsteht Handlungsspielraum und der Pionier kann den Auftrag unter Berücksichtigung der ihm zur Verfügung stehenden Mittel ausführen.
Ein Beispiel, um dies einfach darzustellen.

Zweckmäßig ist eine Sperrforderung:
+ Gewünschter Sperrzweck/gewünschte Sperrwirkung: „Der Feind soll in seiner Bewegung gelenkt werden.“
+ geplanter Kampf mit der Sperre: „I.Zug kämpft aus Stellung … so, dass …“
+ beabsichtigte Bewegungen eigener Kräfte: „Wechselstellung bei …, keine Kräfte nutzen den Bereich als Ausweichweg.“

Unzweckmäßig ist die Forderung nach einer Sperre:
+ „In diesem Raum soll eine Verlegeminensperre liegen, um den Feind Richtung … zu lenken.“

Durch die Forderung nach einer Sperre wird der Pionier stark limitiert in seinem Denken und Handeln. Letztendlich verfolgt der KpChef Kampftruppe einen Zweck mit dem Sperreinsatz. In diesem Fall das Lenken des Feindes in ein für ihn günstiges Gelände, wo er ihn zerschlagen, vernichten, o.ä. kann.
Die Sperrmittel der Pioniere sind limitiert. Das KpfTrBtl hat nur eine begrenzte Anzahl an Verlegeminen zur Verfügung. Sollten diese bereits an einer anderen Stelle eingesetzt werden, müsste die Forderung nach dieser Art von Sperre verneint werden.
Allerdings hat der Pionier im oben genannten Fall noch andere Möglichkeiten die Sperrforderung umzusetzen, zum Beispiel mit dem Anlegen eines Panzerabwehrgrabens oder einer Scheinminensperre. Hier ist vor allem die Beratungsleistung des Pioniers gefragt und der Kompaniechef KpfTr der klar seine Absicht formuliert.

–> „Wenn sich zwei an einer Kreuzung treffen…“

In der ersten Phase der Erkundung benötigt die Kampftruppe erstmal Zeit, um die Absicht der übergeordneten Führung mit dem Gelände in Einklang zu bringen. Dabei kann der Pionier nicht direkt unterstützen, aber die Möglichkeit nutzen, sich ebenfalls mit dem Gelände vertraut zu machen. Seine große Stunde schlägt dann in der zweiten Phase, wo die Sperrforderungen an ihn gerichtet werden und er diese mit seinen Kräften, Mitteln und der Zeit in Einklang bringt. Da der Pionier für jede Sperre eine Erkundungsmeldung erstellen muss, die zwischen 15 und 30 Minuten dauert, kann der Tag der Erkundung lang werden. Am Ende werden so alle Sperrforderungen der Einheiten auf Bataillonsebene zusammengetragen, abgeglichen und ein Sperrplan erstellt.
Dazu wird die Einsatzübersicht der Pionierkräfte angefertigt, umgangssprachlich auch Arbeits- und Zeitenplan (AZP) genannt, die als Planungswerkzeug dient, um die Kräfte nach Raum und Zeit zu koordinieren.
Hierbei bestimmen die Priorität der Aufträge, das Leitungsvermögen der Teileinheiten, die Auslastung, die räumliche Verfügbarkeit, die Versorgungslage und auch die erwarteten Folgeaufträge die Zuordnung zu den Aufgaben.

Einsatzübersicht der Pionierkräfte – Arbeits- und Zeitenplan
Ausbildung der Pionierkräfte auf Zug- bzw. Kompanieebene

Die Pionierausbildung im GefÜbZH hat sich in den letzten Jahren stetig verändert. Es gibt keinen „klassischen“ Durchgang, bei der eine Schubladenlösung gewählt werden kann. Grund dafür ist zum einen der sehr heterogene Ausbildungsstand innerhalb der Übungstruppe, aber auch zwischen den unterschiedlichen Verbänden der Pioniertruppe und zum anderen die unterschiedliche Gliederung der Pionierkräfte, die einen Kampftruppenverband (KpfTrVbd) unterstützen. Somit erfordert jeder ÜbDg bereits in der Vorbereitung eine enge Abstimmung zwischen den Pionierausbildern des GefÜbZH und den übenden Pionieren.

Grundsätzlich sollte ein KpfTrVbd durch eine Panzerpionier- (PzPiKp) oder Pioniermaschinenkompanie (PiMaschKp), die lage- und auftragsangepasst verstärkt/vermindert sind, unterstützt werden. Da die Pionierbataillone der Brigaden aber nur über 2 oder 3 dieser Kompanien verfügen, während die Brigaden über 3 bzw. 4 KpfTrBtl verfügt, entsteht hier ein nicht nur mathematisches Problem. Folglich nimmt an einem Übungsdurchgang oft nur eine verminderte Pionierkompanie oder ein verstärkter Pionierzug als Unterstützung für ein KpfTrBtl teil.

Das GefÜbZH hat u.a. den Auftrag, die truppengattungsgebundene Ausbildung in Einsatz- bzw. Gefechtsgliederung für Operationen verbundener Kräfte (OpvbuKr) zu unterstützen. Die Koordination von Feuer und Bewegung, sowie der Kampf mit und um Sperren erfordert ein enges Zusammenwirken der unterschiedlichen Truppengattungen und kann nur durch ein Verständnis bzw. das Kennen der Einsatzgrundsätze des jeweils anderen erfolgreich durchgeführt werden. Idealerweise sollte ein gemeinsames Ausbilden bzw. Üben schon vor der Teilnahme an einem ÜbDg erfolgen. Im Hinblick auf die oft nicht eingehaltene Einsatz- und Ausbildungssystematik, kommt es aber zu der bereits oben geschilderten Problematik, dass sich die KpfTr und die Kampf- und Einsatzunterstützer erst im GefÜbZH kennen lernen. Eine zielgerichtete Ausbildung auf Kompanieebene gestaltet sich damit als schwierig.

Aufgrund des Ausbildungsstandes der Einheiten bzw. Teileinheiten der Pioniertruppe (PiTr) führen wir in der ersten Woche eine pionierspezifische Ausbildung mit dem Schwerpunkt Anlegen von Sperren durch. Darin enthalten sind weitere Ausbildungsthemen wie das Beziehen von Räumen, Sicherung und Anlegen von Sperren unter erschwerten Bedingungen (nachts). Dabei beginnen wir oft mit einem Grundsatzunterricht am Geländesandkasten zu den Themen Beziehen von Räumen und Anlegen von Sperren, meist am Montagabend der ersten Woche. Hier werden Einsatzgrundsätze erarbeitet und das Vorschriftenwissen „getestet“. Dies dient der Lerngruppenanalyse und der Schaffung eines gemeinsamen Abholpunktes, für die Ausbildung in der ersten Woche. Der Dienstag ist gekennzeichnet durch die Erkundung von einsatznahen Verfügungsräumen, das Beziehen des Raumes und die gemeinsame Erkundung mit der KpfTr für das Anlegen von Sperren. Parallel dazu folgt die Einrichtung eines Briefkastensystems und die Erstellung des AZP. Das Briefkastensystem dient dazu, Informationen über den Zustand von Sperren von der anlegenden Pionierteileinheit an den Bataillonsgefechtsstand (BtlGefStd) zu übermitteln, bei Sendeverbot und Empfangsbereitschaft. Dazu werden verschiedene „Briefkästen“, meist alte Munitionskisten in verschiedenen Bereichen des Operationsraumes verteilt, die regelmäßig durch Melder des Bataillons oder der Pioniere angefahren werden.

Der Mittwoch steht dann ganz im Zeichen des Anlegens von Sperren. Hierbei reicht die Bandbreite von Richtminensperren, über Verlegeminensperren, bis zu verschiedensten Bausperren.

Einsatz MiVSyst 85

Auch Brückensprengungen von Gewässerübergängen sind Ausbildungsthemen die in Abhängigkeit von der Gliederung, sprich den Fähigkeiten der Pionierkräfte genutzt werden, um die Übungstruppe optimal auf die Folgewoche vorzubereiten. Hierbei legen wir besonderen Fokus auf die Einsatzplanung/ Durchführung des AZP. Letzterer sollte in der zweiten Woche auch bei allen Einheiten und Teileinheiten der ÜbTr bekannt sein, da gemäß diesem Zeitplan die Sperren physisch im Gelände liegen und somit auch gegen eigene Kräfte wirken können. Des Weiteren ist der Abschluss des Anlegens der Sperre gleichzeitig der Zeitpunkt für die Übergabe der Sperre und somit zwingend von dem Übernehmenden einzuhalten. Verzögerungen können aufgrund des straffen Zeitplans nicht mehr aufgeholt werden. Wie bereits angesprochen, sind Pioniere oft eine Mangelressource und haben Folgeaufträge.

Für das Herstellen der Verzögerungsbereitschaft (VzöBschft) sieht die Unterrichtsmappe Taktik 24h + 2h Reserve vor (Kapitel G41, S.8). Da keine 12h Tageslicht vorherrschen, heißt Pionierarbeit häufig auch Anlegen von Sperren bei Dunkelheit. Das Anlegen von Sperren bei Nacht ist, wie nahezu jeder andere Auftrag bei Nacht zeitintensiver, bedarf einer genauen Planung, eines eingespielten Teams und gilt es somit regelmäßig auszubilden bzw. zu beüben. Da Nachtausbildungen nach meiner Erkenntnis in den Pionierverbänden oft etwas zu kurz kommen oder schwerpunktmäßig in der Dienstpostenausbildung, aufgrund von Vorgaben gemäß der Anweisung für die Truppenausbildung 2 (AnTrA 2) durchgeführt werden, geht es für die Pioniere am Donnerstag der ersten Woche ebenfalls in eine Nachtausbildung. Hierzu wird eine durchgängige ca. 32h-stündige Ausbildung durchgeführt, in der es um das Anlegen von Sperren bei Nacht geht. Ziel hierbei ist es, Verfahren zu üben und Handlungssicherheit in der Truppe zu generieren. Als weiterer Nebenaspekt erfährt die Truppe realistische, ihrem Ausbildungsstand angepasste Zeiten. Diese entsprechen in etwa den 1,5- bis 2-fachen Zeitansätze im Vergleich zum Anlegen bei Tag und sind die Grundlage für die Planungen/Erstellung des AZP durch die Zelle Military Engineering (ZeMilEng) im BtlGefStd für die zweite Woche. Weiterhin lernt die Übungstruppe ihre Belastungsgrenze kennen und kommt dabei zu einer besseren Selbsteinschätzung ihrer Fähigkeiten.

Ausbildung der Zelle Military Engineering

Jede Pionierkompanie und jedes Panzerpionierbataillon verfügt über eine Zelle Military Engineering. Sie wird an die Führung des KpfTrBtl (ZeMilEng PiKp) oder an die der KpfTrBrig (ZeMilEng PzPiBtl) auf Zusammenarbeit angewiesen. Ihre Aufgaben dort sind:

  • Vorschlag für den Einsatz PiKr zur PiUstg
  • Beratung/Zuarbeit Stab KpfTrBtl
  • Steuerung/Überwachung von Bauaufgaben
  • Erstellung der Anteile Pionier am Führungsprozess
  • Zuständig für alle Fragen der Kampfmittelabwehr (KpfmAbw)
Einsatz Pionierpanzer-Dachs
Brückenlegepanzer-Leguan

Der Pionierberater des BtlKdr bleibt der KpChef der PiKp die für den Auftrag auf Zusammenarbeit angewiesen ist. Ausnahme hier ist die enhanced Forward Presence (eFP), bei der die 3 Pionierzüge (MN) von der ZeMilEng geführt werden. Die ZeMilEng ist ständig beim GefStd vor Ort, hat ein aktuelles Lagebild über die Pionierkräfte und steht jederzeit als Pionierberater zur Verfügung. Sie ist der Anlaufpunkt für die Sperrforderungen der Züge und fasst diese in eine Sperrübersicht zusammen, aus der am Ende der Sperrplan erwächst.

In der ersten Woche im Übungsdurchgang nimmt die ZeMilEng an der digitalen Führungsübung teil. Bei dieser Übung soll der Operationsplan des Btl geprüft und die Zusammenarbeit der einzelnen Stabselemente verbessert werden, um in der zweiten Woche auf BtlEbene als eingespielte Einheit zu funktionieren. Diese Ausbildung wird in Zusammenarbeit des zuständigen Leitungsteams für den ÜbDg und dem Team GefStdAusb durchgeführt. Unterstützt werden diese bei Bedarf durch Ausbilder aus dem Bereich Joint Fire und Pionier. Auch hier kommt es in allererster Linie darauf an sich kennen zu lernen, die Arbeitsweise des anderen zu verstehen und dann zielgerichtet zusammenzuarbeiten. Für die ZeMilEng der PiKp, die in der Sollorganisation aus drei Offizieren und vier Portepeedienstgraden besteht (Schichtfähigkeit), geht es nun darum, ihre Beratungsleistung einzubringen. Bei der Zuarbeit für die Befehlsgebung des Befehls Nr. 2 für bspw. die Verzögerung gibt es immer wieder erheblich Ablagen und Verständnisprobleme, die aus der Unerfahrenheit der Soldaten und Soldatinnen resultieren. Hier ist praktisches Denken, Durchsetzungsfähigkeit und eine enge Abstimmung mit dem GefStd gefragt. Ziel ist es der KpfTr Produkte, wie den Sperrplan, Mobilitätsübersichten, Sperrfreie Räume, etc. an die Hand zu geben, die übersichtlich, lesbar und leicht verständlich sind. Leider sind die Offizierdienstposten der ZeMilEng teilweise durch junge, noch unerfahrene Oberleutnante besetzt, was die Zuarbeit erschwert.

Ausbildung des KpfTrVbd auf Ebene E

Am Samstagmorgen findet die Befehlsausgabe Befehl Nr. 2 des KpfTrBtl statt. Im Anschluss folgen die Befehlsausgaben der Kompanien. Meist ist schon an dem Anteil, den der Pionier bei den Befehlsausgaben hat, ersichtlich wie die nächste 48h verlaufen werden. Ein oberflächlicher Anteil führt meistens zu unklaren Lagebildern auf allen Seiten. Ein grundlegendes Verständnis wann und wo die Sperren angelegt werden, muss in dieser Befehlsausgabe final befohlen werden. Änderungen im Nachhinein werden nicht mehr jedem aus dem Gefechtsverband erreichen und zwangsläufig zu Ausfällen eigener Kräfte in eigenen Sperren führen. Der finale Sperrplan und der AZP werden bei dieser Befehlsausgabe verteilt und bilden die Grundlage für das Herstellen der Verzögerungs- bzw. Verteidigungsbereitschaft.

Am Sonntagmorgen beginnt die Ausbildung/Übung auf Ebene E oder auch Einsatzübung II genannt, als durchgängige Übung. In den ersten 24h während der Vorbereitung der Verzögerung bzw. Verteidigung steht der Pionier im Fokus und arbeitet seinen Arbeitszeitenplan gewissenhaft ab. Am Folgetag beginnt dann der Angriff der roten Kräfte.

Größte Herausforderungen sind hierbei meist die Lage der Sperren. Oft entsprechen die Räume der geplanten Sperren nicht genau der tatsächlichen Lage der Sperren. Damit ist eine der Führungsunterlagen, die bei der Bataillonsbefehlsausgabe verteilt wurde, falsch. Die Gründe für diese Ablagen sind vielfältig. Teilweise fanden Erkundungen unter großen Zeitdruck statt, manchmal behinderte eingeschränkte Sicht/ Dunkelheit die Truppe oder jemand änderte die Lage der Sperre auf Grundlage einer neuen Idee des Gefechtes. Am Ende führt dies in vielen Fällen zum Ausfall eigener Kräfte. Nach größtenteils intensiven 24h-36h hat der Pionier seinen Auftrag, das Anlegen von Sperren, ausgeführt. Jetzt steht wieder die Beratung im Vordergrund bzw. der kurzfristige Sperreinsatz zum Abwehren einer Flankenbedrohung o.ä.

Zusammenfassung und Folgerungen

Die Ausbildung der Pionierkräfte wird an die Gliederung und Fähigkeiten der Übungstruppe angepasst. Der ÜbDg im GefÜbZH wird als Chance und Gelegenheit verstanden. Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen Ausbildungspersonal und ÜbTr stets offen, professionell und konstruktiv. Am Ende sind aus meiner Sicht zwei Punkte entscheidend:

1. Eine gut vorbereitete und durchgeführte Erkundung ist der Schlüssel zum Erfolg.

Schon vorab, bei der Erstellung der ersten Befehlsgebung, sollte der Pionier eingebunden werden. Bei der Erkundung müssen klare und messbare Aufträge auch an den Pionier gegeben werden und in der Folge muss der Pionier seine Beratungsleistung offensiv einbringen.

2. Gemeinsame Ausbildung und Übung nicht nur im GefÜbZH, sondern bereits weit vor Übungsdurchgängen an Ausbildungseinrichtungen schafft gegenseitiges Verständnis und legt die Basis für ein gutes Miteinander, Stichwort: Coleurverhältnis.

Kampf mit und um Sperren, Übergang über ein Gewässer und viele andere taktische Aufträge können auf Standort- oder Truppenübungsplätzen geübt werden. Einem natürlich vorhandenen organisatorischen Aufwand steht ein großer Ausbildungserfolg gegenüber, der die Mühe auf jeden Fall lohnt. Gerade auch Nachtausbildungen sind hierbei von essenzieller Bedeutung, um den Auftrag unter erschwerten Bedingungen ausführen zu können.

–> „Wenn sich zwei an einer Kreuzung treffen und beide passen auf, haben wir viel erreicht, nicht nur für die Sicherheit im Straßenverkehr“

Text:
Major Hochmuth
Leiter Kampfunterstützung im Ausbildungsdienst im GefÜbZH.

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GefÜbZH