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PiKam Ingolstadt – Ein besonderes Jubiläum

Ein außergewöhnliches Jubiläum 1898 bis 2023 Pionierkameradschaft Ingolstadt
Auftakt: Festgottesdienst und anschließender Empfang

Den Auftakt bildete ein sehr würdiger Gottesdienst mit dem katholischen Ingolstädter Militärpfarrer, Herrn Dr. Pedro Stanko sowie daran anschließend ein Empfang im Vorraum der Aula.

Bild 1: Festgottesdienst
Der Festakt mit Ehrengästen und Ehrungen

Schirmherr der Veranstaltung war der Kommandeur unserer Pionierschule und General der Pioniertruppe, Brigadegeneral Uwe A. Becker. Die geladenen Ehrengäste u.a. Brigadegeneral a.D. Wolfgang Krippl (ehemaliger Kommandeur unserer Pionierschule und Mitglied unserer Pionierkameradschaft), Oberst a.D. Jürgen Rimrod (ehemaliger 1. Vorsitzender unserer Pionierkameradschaft), Frau Dr. Dorothea Deneke-Stoll (die 2. Bürgermeisterin unserer Garnisonsstadt Ingolstadt), Dr. Reinhard Brandl (Mitglied des Bundestages), Alfred Grob (Mitglied des Landtages), Albert Wittmann (Altbürgermeister Ingolstadt und Mitglied unserer Pionierkameradschaft) und Hans Achhammer (Stadtrat und Mitglied unserer Pionierkameradschaft).
Uns erfreute die Anwesenheit von Vizeleutnant im Ruhestand Wolfgang Wunderl, dem Obmann unserer Paten-Kameradschaft Pioniere und Sappeure, der eigens aus Salzburg angereist war.
Am Beginn des Festaktes stand die Ansprache unseres 1. Vorsitzenden Oberstleutnant a.D. Peter Metzger, in der er insbesondere einen sehr interessanten „Ritt“ durch die Geschichte unserer Kameradschaft vollzog.
Hier einige Auszüge aus dem Festvortrag, zunächst zur Gründerzeit:
„Ingolstadt war seit dem 17. Jahrhundert Garnisonsstadt, wurde im 19. Jahrhundert die Wiege der bayerischen Pioniere, 1898 war in Ingolstadt das Pionierbataillon 1 stationiert, das sich aus 3 Genie- und 2 Festungskompanien zusammensetzte…
So haben sich aktive Ingolstädter Pionierunteroffiziere in den 1880er und 90er Jahren entschlossen, Unterhaltungsabende, Festbälle, Sommerfeste usw. abzuhalten, die sich gar bald der allgemeinen Beliebtheit erfreuten …
89 ehemalige Waffenbrüder fanden sich am 10. September 1898 im oberen Saal des Kolosseums ein. Die Einberufer hatten alles aufs Beste vorbereitet und es fand nach Berichten von Augenzeugen der Antrag auf Gründung eines Vereins mit 88 Stimmen Annahme. Es wurde ein Vorstand gewählt, die Gründung war hiermit vollzogen.“

Bild 2: der Vorsitzende, Oberstleutnant a.D. Peter Metzger

So viel zur Gründung unseres Vereins, der zunächst die Bezeichnung „Verein ehemaliger Angehöriger der Genie- und pioniertechnischen Truppen“ in Ingolstadt und dessen Umgebung getragen hatte. Der erste gewählte Vorstand war Kamerad Pöhlmann.
„Nach dem 1. WK war im Jahr 1919 durch die Heeresverminderung die alte Pioniergarnison Ingolstadt ohne Pioniere und die Stadt wie die Umgebung somit ohne Schutz bei Katastrophenfällen, so dass 1920 vom Verein aus eine Wasserwehr (Pionierwehr) gegründet wurde. Dies wurde dem Stadtrat angezeigt und von diesem „mit dankbarer Anerkennung und Befriedigung zur Kenntnis genommen“.
Diese Pionierwehr, später Wasserhilfe genannt, hat sich oft bewährt, z.B. 1924, 1927, 1932 bei Hochwassern, 1928 bei Eisgang sowie bei Waldbränden. Es waren gediente Pioniere und junge Helfer. Den Gerätepark hat die Stadt Ingolstadt beschafft …
Am 13.Mai 1922 beschloss der Bundestag – so nannte sich der Dachverband der Pioniervereinigung in Bayern damals – zum Gedächtnis der Gefallenen des Königlich Bayerischen Genie- und Ingenieur-Korps ein Denkmal zu errichten und dem Pionierverein Ingolstadt die Ausführung zu übertragen.
Ingolstadt wurde deshalb gewählt, weil es die Geburtsstätte des ehemaligen Königlich Bayerischen Ingenieur-Korps ist. Aus diesem sind sämtliche Pionier- und Ingenieur-formationen hervorgegangen.
Nach Vorliegen eines Architektenentwurfes und eines Modells erteilte der Stadtrat die Baugenehmigung, die Wehrkreisverwaltung genehmigte die kostenfreie Überlassung des Platzes vor dem Reduit Tilly am Südufer der Donau. Mit dem Bau des Denkmals wurde im April 1923 begonnen. Die Bauleitung hatte u.a. der Stadtbaumeister Josef Himmer, der auch Vorsitzender des Pioniervereins war. Die Mitglieder des Pioniervereins leisteten 1880 freiwillige Arbeitsstunden.
„Im 25. Vereinsjahr des Pioniervereins, vom 21.-24.Juli 1923, wurde durch die ehemaligen Angehörigen des Ingenieur-Korps in Anwesenheit des Kronprinzen Rupprecht von Bayern und weiterer Mitglieder des königlichen Hauses mit einem Totengedenkfest das Denkmal in feierlicher Weise enthüllt, kirchlich geweiht und der Stadtverwaltung Ingolstadt zur treuen Obhut übergeben.“
Nach dem II. Weltkrieg wurden alle Soldaten- und Traditionsvereine zunächst generell verboten. Doch recht bald gab es erste Bestrebungen der Ehemaligen, sich zusammenzufinden. Daraus resultierte, dass zum Samstag, dem 8. November 1952 alle ehemaligen Pioniere zur Wiedergründungsversammlung eingeladen wurden. Teilnehmer kamen aus Ingolstadt und Umgebung sowie aus Rothenburg, Aschaffenburg, Weißenburg, Landsberg, Fürstenfeldbruck und München. Der erste Vorstand wurde Kamerad Gehring, sein stellvertretender Vorsitzender Kamerad Bichlmaier. Der wiedergegründete Verein trug jetzt den Namen „Pionier-Verein Ingolstadt“.
„Ingolstadt wird wieder Pioniergarnison: am 07. Dezember 1957 zog das Pionierbataillon 4 (ab 01.04.1959 PiBtl 10), aus Dillingen a.d. Donau kommend, in die neu errichtete Kasernenanlage in der Manchinger Straße ein. Am Kasernentor stand zur Begrüßung der Soldaten auch der Vorsitzende des Pioniervereins.“
Ein Zeitzeuge ist noch immer aktives Mitglied unserer Kameradschaft: Kamerad Heinz Wolf, seit 1962 in unserer Kameradschaft, der im gesegneten Alter von fast 97 Jahren zur Jubiläumsfeier unter uns war.
4 Jahre später wurde per Satzungsänderung aus dem Pionierverein die Pionierkameradschaft Ingolstadt.
Eines der neuen Mitglieder war seit 1972 der Kompaniefeldwebel der 5. Kompanie des Pionierbataillons 10, Stabsfeldwebel a.D. Rudi Zwiefelhofer. Er berichtete im Rahmen des Festaktes aus eigenem Erleben aus dieser Zeit. Insbesondere die kleine Anekdote, wie sein damaliger Kompaniechef, der eigentlich gar nicht für solch eine „Vereinsmeierei“ zu haben war, aber dann durch seinen Kommandeur, der ein sehr enger Kamerad Rudi Zwiefelhofers war, „überredet“ wurde der Kameradschaft beizutreten, wird den Anwesenden im Gedächtnis bleiben.

Bild 3: Rudi Zwiefelhofer mit netten Anekdoten

Seit Beginn der 1980er Jahre bahnte sich eine Verbundenheit mit der Kameradschaft Pioniere und Sappeure aus Salzburg an.
1983 war erstmals eine Abordnung der Pionierkameradschaft aus Anlass des 25jährigen Jubiläums des Pionierbataillon 3 und der Angelobung der Wehrmänner sowie zum Pioniergedenken an der Salzach in Salzburg zu Gast. Oberstleutnant Koppensteiner, Bataillonskommandant und Vizeleutnant Schwarzenberger, Obmann der Kameradschaft Pioniere und Sappeure begrüßten die Delegation.
1988 wurde durch die Pionierkameradschaft wieder ein großes Fest veranstaltet: Anlass war das 90jährige Vereinsjubiläum, sowie die Fahnenweihe der neuen Fahne, und die Begründung der Patenschaft mit der Kameradschaft der Pioniere und Sappeure.
Mit Unterstützung der aktiven Truppe fand ein bayerisches Pioniertreffen statt, feierte man doch 175 Jahre bayerische Pioniere und 160 Jahre Pioniergarnison Ingolstadt.
Heute ist unsere Pionierkameradschaft zwar noch immer eine der Mitglieder stärksten unter dem Dachverband Bund Deutscher Pioniere. Jedoch ist das Durchschnittsalter nicht unerheblich hoch, die Anzahl der Aktiven eher überschaubar und die Beteiligung an den noch regelmäßigen Treffen und Veranstaltung leider eher gering.
Ausdruck dieser geballten Erfahrung war auch bei dieser Jubiläumsveranstaltung die Auszeichnung einer Reihe von Mitglieder für deren langjährige Mitgliedschaft. Stellvertretend für alle anderen treuen Mitglieder seien nur 2 genannt, die unserer Kameradschaft mittlerweile ein halbes Jahrhundert die Treue halten. Diese sind:
Hauptfeldwebel a.D. Hans-Jürgen Zils, geboren kurz nach dem Ende des II. Weltkrieges. Während seiner Dienstzeit war er u.a. im Pionierbataillon 10 und zuletzt bis zu seiner Pensionierung 1994 im Pionierbrückenlehrbataillon 230 in Ingolstadt. 1973 wurde er Mitglied und hält noch immer enge Verbindung zur Pionierkameradschaft, obwohl er mittlerweile in Ungarn wohnhaft ist.

Stabsfeldwebel a.D. Anderl Huf. 1971 wurde er in Ingolstadt Soldat, 1973 Mitglied der Pionierkameradschaft. Nach Auflösung des Pionierbataillons 10 war er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2004 an der Pionierschule in München.

Bild 4: V.l.n.r.: 1.Vors. – Oberstlt a.D. Peter Metzger, geehrt für 30 Jahre Mitgliedschaft – StFw a.D. Walter Tauschek, für 40 Jahre Mitgliedschaft – OStFw a.D. Herbert Geinzer und für jeweils ein halbes Jahrhundert Pionierkameradschaft Ingolstadt, StFw a.D. Anderl Huf und HptFw a.D. Hans-Jürgen Zils sowie BrigGen Uwe A. Becker.

Abgerundet wurde der Festakt durch Grußworte des Schirmherrn der Veranstaltung, Brigadegeneral Uwe A. Becker und Frau Dr. Dorothea Deneke-Stoll, der 2. Bürgermeisterin unserer Garnisonsstadt Ingolstadt.

Bild 5: Brigadegeneral Uwe A. Becker

Brigadegeneral Becker hob insbesondere auf die Besonderheit der langjährigen Geschichte unserer Kameradschaft ab, die besondere Außergewöhnlichkeit, dass sich Menschen über einen so langen Zeitraum ehrenamtlich engagieren und zusammenhalten. Ein sehr schöner Vergleich ließ die Anwesenden herzhaft schmunzeln: „Ingolstadt und die Pioniere – das ist eine über die Jahrhunderte gewachsene, fast schon symbiotische Verbindung.
Natürlich nicht ganz ernst gemeint und auch noch nicht ganz so lange bestehend, könnte man sagen die Pioniere gehören zu Ingolstadt wie das Reinheitsgebot.“.
Diesen Vergleich nahm auch unsere 2. Bürgermeisterin, Frau Dr. Dorothea Deneke-Stoll dankend spontan in ihre Grußworte, ebenfalls mit einem wohlwollenden und nicht zu übersehenden Schmunzeln, mit auf. Auch sie betonte, dass dieses eine Erfolgsstory und ein besonderer Grund zu feiern sei und wünschte der Pionierkameradschaft, wie ihr Vorredner, alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft.

Geplant war auch ein Grußwort des Vorsitzenden des Bundes Deutscher Pioniere, Oberst a.D. Max Lindner. Leider musste er an diesem Tag aus gesundheitlichen Gründen absagen.
Diejenigen, die Interesse haben, den gesamten Vortrag zur Geschichte der Pionierkameradschaft Ingolstadt zu lesen, können dies unter:
http://www.pionierkameradschaft-ingolstadt.de/veranstaltungen/1898-2023-125-jahre-das-jubilaeum/
Zum Abschluss des 125-jährigen Gründungsfestes traf man sich in den Räumlichkeiten des Kasinos beim bayerischen Buffett zu interessanten Gesprächen.

Bild 6: Geselliges Beisammensein im Kasino

Text: OTL a.D. Peter Metzger und Udo Nagels
Fotos: Pionierschule (Fachmedienzentrum)