als alte und neue Herausforderung / Technische Weiterbildung der MILENG Abteilung des 1. Deutsch-Niederländischen Korps
Die Abteilung Military Engineering (MILENG) des 1. Deutsch-Niederländischen Korps aus Münster führte im April 2024 mit 12 Teilnehmern eine technische Weiterbildung durch. Zweck der Veranstaltung war es, das Fachwissen über modernes und erprobtes Pioniergerät zu vertiefen.
Das erste Ziel der Weiterbildungsreise war die Firma General Dynamics European Land Systems – Bridge Systems (GDELS) in Kaiserlautern. GDELS, bis 2002 Eisenwerke Kaiserslautern (EWK), ist der größte Produzent von Schwimmschnellbrücken, wie der Amphibie M3, der Faltschwimmbrücke und weiterem Brückengerät für die NATO.
Nach einer Präsentation zur Firma GDELS bzw. EWK sowie der Historie des Standortes, wurde die bisherige sowie aktuelle Produktpalette wie auch sich in der Entwicklung befindliche Projekte präsentiert. Nach dem theoretischen Anteil hatte die MILENG Abteilung die Möglichkeit an einer Werksführung teilzunehmen. In eindrucksvoller Weise ergab sich die Möglichkeit die Produktion der überwiegend aus Aluminium bestehenden Amphibie vom Typ M3 und anderer Produkte in Augenschein zu nehmen. Während der Besichtigung wurde auch auf die Herausforderungen des Aluminiumschweißens eingegangen. (…)
Am nächsten Vormittag besuchte die MILENG Abteilung die Außenstelle der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 41 in Koblenz-Rübenach, welche im Schwerpunkt mit Erprobungen, Untersuchungen und Bewertung von Pioniergeräte beauftragt ist.
Nach einer Präsentation zur WTD 41 und der Außenstelle erfolgte eine Besichtigung des in der Bundeswehr einmaligen Erd- und Grundbaulabors, einer Neigungsprüfanlage, eine Vorführung von möglichen Nachfolgesystemen des Faltstraßengerätes sowie eine Vorstellung des Route-Clearance Systems der Bundeswehr und dem im Verhältnis zum Minenräumpanzer KEILER Klein-Minenräumgerät GCS-200.
Die Möglichkeiten des Erd- und Grundbaulabors zur Untersuchung von Böden/Untergründen für Infrastrukturprojekte wie Feldlagerbau, Behelfslandebahnen oder auch für die Anpassung von Fahrzeug-Luftfiltern/Reifenprofilen u.Ä. an regionale Gegebenheiten, zeigten bisher wenig bekannte Fähigkeiten und Unterstützungsmöglichkeiten der WTD auf. Es folgte eine Präsentation des Neigungstisches um den Kipppunkt bzw. den Schwerpunkt eines Fahrzeuges bei bis zu 30° Neigung zu ermitteln. Dies zeigte wie intensiv unter anderem Ladekonzepte neuer Gefechtsfahrzeuge getestet werden können. Die im Anschluss gezeigten, zwei marktverfügbaren Straßenrollsysteme mit einer MLC bis 150 (abhängig vom Untergrund) waren vor dem Hintergrund, der anstehenden Nachfolgebeschaffung Faltstraßengerät von besonderem Interesse. Der Aufbau als Wechselladepritsche würde es ermöglichen, die Rollstraße mit jedem Wechselladefahrzeug (Multi) zu verlegen.
Spätestens nach dem Beginn des aktuellen Krieges in der Ukraine ist der Fokus der Bundeswehr von „clearing“ zu „breaching“ gewechselt. Es kommt wieder darauf an, die feindliche Minensperre zu durchbrechen, nicht einzelne Kampfmittel zu finden und unschädlich zu machen. Daher laufen an der WTD Erprobungen, wie eine technische Nutzung des Road Clearance Systems bzw. Komponenten des Systems auch im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung, z.B. zum Freihalten von Marsch/-Versorgungsstraßen aussehen könnte. Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass mit Kampfmitteln kontaminierte Straßen auch aktuell eine sehr große Herausforderung darstellen.
Als Abschluss der Fahrt besuchte die MILENG Abteilung am Nachmittag die Wehrtechnische Studiensammlung (WTS) der Bundeswehr, welche ebenfalls in Koblenz beheimatet ist. Mit insgesamt rund 24.000 Exponaten davon um die 8.000 Waffen von der Kolibri (kleinste Pistole der Welt) bis zum Panzerkampfwagen V (Panther) oder dem Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 Hind, werden die meisten Sammlungsobjekte in einem einsatzbereiten Zustand gehalten, um die Ausbildung neuer Ingenieure im Bereich der Wehrtechnik zu ermöglichen. Die rund zweistündige Führung mit den Schwerpunkten Pionier- und Panzertechnik zeigte von Technik aus Zeiten des zweiten Weltkriegs über erste Bundeswehrmodelle bis hin zu nie eingeführten Prototypen bereits eindrucksvoll das Spektrum der Sammlung. Die anschließende Zeit zur selbständigen Besichtigung zeigte deutlich, dass die Sammlung zu groß und vielseitig ist, um sie an einem Nachmittag zu erfassen.
Die MILENG-Abteilung des 1. Deutsch-Niederländischen Korps bedankt sich bei der Firma GDLES, der WTD 41, der WTS und dem Bundessprachenamt für die gezeigten Eindrücke und die Unterstützung.
Fazit: Die vorhandenen „Wide Wet Gap-Crossing“ Kapazitäten vieler NATO-Streitkräfte, einschließlich die der Bundeswehr, decken gegenwärtig nicht den Bedarf um in einem LV/BV-Szenario die notwendige Mobilität der Truppe beim Überschreiten großer Gewässer bzw. Hindernisse sicherzustellen. Des Weiteren ist die Nutzungsdauer wie auch die Leistungsfähigkeit vieler aktueller Brückensysteme technisch ausgereizt. Zukünftige Produkte müssen zeitnah verfügbar sein, über eine ausreichende Leistungsfähigkeit verfügen und an die aktuellen Strukturen, wie z.B. bei der Bundeswehr für die mittleren Kräfte, angepasst sein.
Text: Abt MILENG, 1GNC
Bild: Abt MILENG mit freundlicher Genehmigung GDLES und WTD 41