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100 Jahre BDPi – Rückblick

Unser Bund Deutscher Pioniere e.V. wurde in diesem Jahr 100 Jahre alt und das war ein Grund zum Feiern.

Gegründet als Waffenring Deutscher Pioniere am 25. Juli 1925, wurde er im Jahr 1938 zwangsweise aufgelöst und im NS-Reichskriegerbund gleichgeschaltet.
Im August 1952 fanden sich in Holzminden ehemalige Pioniere zusammen und gründeten den Waffenring Deutscher Pioniere erneut.
Mit der Umbenennung in Bund Deutscher Pioniere e.V. im September 2002 erfolgte die auch nach außen sichtbare Schwerpunktsetzung auf die Tradition der Bundeswehr und die Unterstützung der aktiven Pioniertruppe und ihrer Reservisten, ohne die Ehemaligen zu vernachlässigen.
Wo hätten wir dieses Jubiläum besser begehen können als in der traditionsreichen Pioniergarnison Holzminden an der Weser.
Die Unterstützung, die dem BDPi von Seiten der Stadt und des Holzmindener Panzerpionierbataillons 1 gewährt wurde, war großartig. Ohne diese hätten wir die gesamte Veranstaltung so nicht durchführen können.
Dank gebührt dem Bürgermeister der Stadt Holzminden, unserem Pionierkameraden und Mitglied Christian Belke, und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Dank gebührt ebenso dem Kommandeur des PzPiBtl 1, OTL Sebastian Busenthür, und seinen Soldatinnen und Soldaten.

Anlässlich unseres Jubiläums wurde eine Festschrift erstellt. Im ersten Teil, der von OTL a.D. Michael Meyer verfasst wurde, kann man in einer wissenschaftlichen und trotzdem gut lesbaren Abhandlung, vieles zur Geschichte des BDPi erfahren, Positives wie Schwieriges. Michael Meyer gebührt für seine Arbeit, mit der zum ersten Mal die Geschichte unseres Bundes historisch aufbereitet dargestellt wurde, großer Dank. Im zweiten Teil kann man nachlesen, wie es den Schulen, Verbänden und Einheiten unserer Truppengattung in unserem Jubiläumsjahr geht. Dazu haben alle, einschließlich unserer Luftwaffenkameraden, interessante Beiträge verfasst. Die Festschrift kann über unseren Geschäftsführer, OSF a.D. Uli Lisson, bezogen werden. Sie wird auch auf unserer Internetseite zeitnah einzusehen sein.

Am Donnerstag, 13.11.25 ging es mittags, wie nun bereits seit mehreren Jahren mit dem Forum Sicherheit und Verteidigung des BDPi los, das wie immer unseren Mitgliedern, den Aktiven und Reservistinnen und Reservisten offenstand. Das Forum ist ein wesentlicher Beitrag des BDPi zur Allgemeinen Reservistenarbeit und soll sowohl die ehemaligen als auch die aktiven Soldaten in der Wahrnehmung ihrer Mittlerrolle in die Gesellschaft hinein unterstützen und auch zur Begegnung von Aktiven und Reservisten beitragen. An dieser Stelle Dank an den Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. (VdRBw) für die wieder erfolgte Unterstützung des Forums.

Zu Forum konnte der Präsident des BDPi, neben vielen Ehemaligen – an der Spitze den Ehrenpräsidenten Generalleutnant a.D. Dr. Klaus Ohlshausen – zahlreiche Vertreter aus den Streitkräften und Aktive aus unserer Truppengattung, u.a. den Kommandeur der 10.PzDiv, Generalmajor Jörg See, und den General der Pioniere, Brigadegeneral Christian Friedl, sowie interessierte Führungskräfte aus dem Holzmindener zivilen Umfeld, u.a. Landrat Michael Schünemann, begrüßen, ebenso wie zahlreiche Reservisten. Der Holzmindener Bürgermeister Christian Belke, konnte leider nicht teilnehmen, weil er sich am Tag zuvor an seinem letzten Urlaubstag eine heftige unangenehme Erkrankung zugezogen hatte.
In seiner Einführung führte BG a.D. Pfrengle aus, dass das Thema in die Themenfolge der bisherigen Foren passen und andererseits nicht wieder ein rein sicherheits- bzw. militärpolitisches sein sollte. Da sich im Zuge des Ukrainekrieges gezeigt habe, wie rasch sich in diesem „technologischen Versuchsfeld“ Dinge entwickeln, die für künftige Kriege bedeutsam sein können, solle das Forum die Frage behandeln, wie sich unsere Streitkräfte entwickeln und aufstellen müssen, um in künftigen Kriegen bestehen zu können und wie dazu aktuelle und künftige technologische Entwicklungen genutzt werden können. Im Krieg in der Ukraine spiele der Einsatz von Drohnen eine Rolle, wie sie vor wenigen Jahren noch nicht vorstellbar war oder man sie sich nicht vorstellen wollte. Trotzdem hätten klassische Elemente von Streitkräften ihre Bedeutung nicht verloren. Stichworte Artillerie, Infanterie, Sperrfähigkeit, Feldbefestigungen, Feuer und Bewegung.
Künftige Kriege würden immer ein Gleichgewicht von klassischen Truppengattungen, Cyber, Nutzung von Hochtechnologie und anderen Elementen erfordern. Und sie würden immer Organisationselemente mit Menschen brauchen, die einerseits ihr Leben ins Feuer werfen und die andererseits aus der Tiefe und dem Abstand große Wirkung erzielen bzw. als Verteidiger die Effekte solcher Wirkung minimieren.

Der Saal des Altendorfer Hofs war gut besetzt

Es war gelungen, wieder hochrangige Vortragende zu gewinnen: General a.D. Eberhard Zorn, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr, Generalmajor Klaus Frauenhoff, Amtschef Amt Heeresentwicklung und Brigadegeneral Marco Eggert, der mit seiner Panzerbrigade 21 in Augustdorf bei der Umgliederung in eine Brigade mittlere Kräfte viele neue Wege beschreiten muss.           
Ergänzt wurden diese Vorträge durch eine Kurzvorstellung des Systems Minesweeper, mit dem die Luftlandepionierkompanie 270 aus Seedorf unter Führung von Major Norbert Vos in Zusammenarbeit mit dem Amt für Heeresentwicklung bereits erste Erfahrungen in der Erprobung gesammelt hat.            
Alle Vorträge und die anschließende Diskussion waren von großer Klarheit und Offenheit geprägt, weil sich alle Teilnehmer des Forums an die Chatham-House Regeln zu halten hatten. Ergänzend gaben zwei Pausen Gelegenheit für intensive Gespräche zwischen Referenten und Zuhörern.

Im ersten Vortrag ging General a.D. Zorn auf die Ausgangslage nach der Annexion der Krim durch Russland und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ein. Er zeigte die Konsequenzen auf militärpolitischer und strategischer Ebene in unterschiedlichen Phasen auf und spann den Bogen aus der Gegenwart in die Zukunft in allen wichtigen Feldern: Zeitlinien, Ausrüstung und Beschaffung, Personal, Wehrform, Struktur, Infrastruktur. Dabei zeigte er auf, wie und warum die bekannten Zeitlinien zur Herstellung der Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses und des Beitrags der Bundeswehr entwickelt wurden und welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Er ermöglichte im Rahmen seines Vortrags und der Diskussion tiefe Einblicke in politische und militärische Entscheidungsprozesse und darin, wie sich dabei militärischer Rat ausgewirkt hat. Das Thema Vollausstattung zog sich in allen seinen Facetten wie ein roter Faden durch seine Ausführungen.

General a.D. Zorn bei seinem beeindruckenden Vortrag

Danach zeigte Generalmajor Frauenhoff auf, wie sich das Gefechtsfeld der Zukunft aus Sicht des Amts für Heeresentwicklung darstellen wird. Es wird gläsern sein. Räume, deren Ausdehnung bisher nur schwer vorstellbar schienen, müssten dreidimensional geschützt werden, damit innerhalb dieser „Bubbles“ das Gefecht geführt werden könne. In den Räumen, in denen die intensivste Gefechtsführung stattfände, würden fast ausschließlich unbemannte Systeme und Mittel zum Einsatz kommen. Für den Erfolg müsse es einerseits gelingen, dem Feind das Aufbrechen der „Bubbles“ zu verwehren und andererseits in dessen Räume einzudringen.

Generalmajor Frauenhoff beschreibt
die Zukunft militärischer Operationen

Nun ging es mehr in die Praxis der Truppe, allerdings mit weitem Blick in die Zukunft. Brigadegeneral Eggert, Kommandeur der Panzerbrigade 21, hat den Auftrag, die erste Brigade mittlere Kräfte des Heeres aufzustellen und zur Einsatzbereitschaft zu bringen. Einerseits ist vieles noch im Versuchsstadium, andererseits ist die PzBrig 21 bereits mittendrin. Dieser neue Großverband zeichnet sich durch hohe Rad-Beweglichkeit, rasche weiträumige Verlegbarkeit und gleichzeitigem Durchsetzungsvermögen aus. Beeindruckt waren die Teilnehmenden des Forums von Eggerts Ausführungen zu Kampfentfernungen, möglichen Ausdehnungen der Verantwortungsbereiche der Brigade und der Kampfverbände sowie zu deren Wirkungsmöglichkeiten, insbesondere durch Nutzung moderner Munition.

Brigadegeneral Marco Eggert bei seinem Vortrag

Major Vos, Chef der Luftlandepionierkompanie 270 stellte mit seinem Vortrag zum System Minesweeper eine bereits erfolgreich erprobte Möglichkeit zur abstandsfähigen Kampfmittel- und Sperrerkundung vor, mit der künftig ohne oder nur mit geringer Exposition von Personal Minensperren bis hin zur Einzelmine aufgeklärt werden können. Die Ehemaligen im Saal hätten sich sicher alle gewünscht, in Ihrer aktiven Dienstzeit mit einem solchen System feindliche Minensperren im Detail aufklären und die Ergebnisse in ein Führungssystem einpflegen zu können.

Major Vos ist vom System Minesweeper überzeugt

An die Vorträge schloss sich eine intensive Diskussion an, sowohl auf dem Podium als auch mit dem Plenum. Viele Aspekte wurden vertieft und ergänzt und die Vortragenden ließen keine Frage offen.

Nach dem Forum ging es für die geladenen Gäste zum Empfang in die Holzmindener Stadthalle. Soldaten des PzPiBtl 1 hatten den Eingangsbereich bereits für das folgende Benefizkonzert ausgestaltet und auch im Raum des Empfangs fehlten Paddel und Schwimmwesten nicht.
Der Präsident des BDPi unterbrach die angeregten Gespräche und begrüßte zahlreiche Ehrengäste, u.a. die Vizepräsidentin des niedersächsischen Landtags, Sabine Tippelt, sowie Ehemalige und eine große Abordnung der Holzmindener Pioniere. BG a.D. Pfrengle übergab dabei an Frau Silvia Backhaus von der Stadtverwaltung Holzminden und an OTL Sebastian Janus vom PzPiBtl 1 Präsente als Dank für die ausgezeichnete Unterstützung.
Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des BDPi sprach der General der Pioniere, BG Christian Friedl und übergab für die Pionierschule und die Pioniertruppe eine pioniertypische Erinnerungsgabe. Dieser wird in der neu ausgestalteten Ecke des BDPi in der Lehrsammlung in Ingolstadt ebenso Platz finden wie die vom Holzmindener Bürgermeister gestaltete Schiefertafel.

BG Christian Friedl übergibt dem Präsidenten des BDPi
die Erinnerungsgabe an das 100jährige Jubiläum
Die Stellvertreterin des Bürgermeisters übergibt die Erinnerungsgabe der Stadt Holzminden

Dem Empfang folgte das Benefizkonzert mit dem Heeresmusikkorps Hannover in der vollbesetzten Stadthalle. Alle Anwesenden, Musiker und Zuhörende hatten sichtbar Freude am vielfältigen gebotenen Programm. Das Konzert endete mit der Nationalhymne, zu der sich alle Anwesenden erhoben und kräftig mitsangen. Für den guten Zweck konnten dem Holzmindener Landrat Michael Schünemann für die Arbeit des Kreispräventionsrats und OTL Janus vom PzPiBtl 1 für die seit Jahren bereits durch OSF a.D. Helmut Duntemann geförderte Kinderkrebshilfe symbolische Schecks über jeweils 3.950 Euro übergeben werden. Damit blieb der gesamte Erlös, so wie es sein sollte, in Holzminden.

Scheckübergabe vor der Zugabe und der Nationalhymne


Der zweite Tag des Holzmindener Treffens begann mit dem Totengedenken am Holzmindener Denkmal für die gefallenen und getöteten Soldaten aller Kriege, besonders der Pioniere, und für alle Opfer von Gewaltherrschaft sowie Kriegen und Konflikten in Vergangenheit und Gegenwart. Die geistliche Ausgestaltung übernahm die Holzmindener Militärpfarrerin Claudia Glebe. Eine Abordnung des Holzmindener Bataillons sowie zwei Kranzträger und zwei Ehrenposten aus dem Verband unter Führung des Bataillonskommandeurs, OTL Sebastian Busenthür, bildeten den militärischen Rahmen. Der Präsident des BDPi sprach und der Vorsitzende des BDPi, Oberst a.D. Max Lindner verlas für den Holzmindener Bürgermeister das Totengedenken. Zum Lied vom Kameraden senkte der Fahnenträger der Pionierkameradschaft Holzminden deren Fahne.

Nach dem Totengedenken fanden sich unsere Mitglieder und weitere Gäste zur Mitgliederversammlung in der Kaserne am Solling ein. Eine Mitgliederversmmlung, die so gut besucht war, wie lange nicht.
An die Begrüßung durch den Präsidenten des BDPi schloss sich ein Kurzvortrag durch den Hausherrn, OTL Sebastian Busenthür an, der 2 Wochen zuvor erst das Kommando über das PzPiBtl 1 übernommen hatte. OTL Busenthür nutzte dabei die Gelegenheit, zum 70jährigen Bestehen der Pioniergarnison Holzminden am letzten Septemberwochenende 2026 an die Weser einzuladen. BG a.D. Pfrengle übergab dem Kommandeur der Holzmindener Pioniere als Neumitglied des BDPi das Begrüßungspaket.

OTL Sebastian Busenthür trägt vor

Frau Friese, die Bürgermeister Belke bei der Mitgliederversammlung wiederum vertrat, übergab der Präsident ein Wappen des BDPi als Dank für die Unterstützung. Frau Friese überreichte BG a.D. Pfrengle den Coin des Holzmindener Stadtoberhaupts.
Die Mitglieder des BDPi gedachten der 13 Kameraden, die seit der Mitgliederversammlung 2024 verstorben sind, insbesondere noch einmal des verstorbenen Ehrenvorsitzenden O a.D. Ernst-Georg Krohm.
Einige der anwesenden Mitglieder konnten Ehrungen entgegennehmen. BG Friedl und BG Becker die Ehrenadeln in Silber und die Ehrenmitglieder OSF a.D. Uli Lisson für mehr als 30 Jahre Mitgliedschaft sowie O a.D. Roland von Reden für 40 Jahre große Ehrennadeln mit Zahl.

Der Präsident und der Vorsitzende berichteten zu ihren Aktivitäten und der Geschäftsführer, OSF a.D. Uli Lisson, konnte den Beitritt von 20 Neumitgliedern vermelden, allesamt jung und fast ausschließlich aktive Soldaten, davon 6 Offizieranwärter. Es musste zur Kenntnis genommen werden, dass sich die Gemeinschaft der Fallschirmpioniere aufgelöst hat. Der Präsident berichtete allerdings über eine Nachfolgeregelung, die er mit den Chefs der beiden Luftlandepionierkompanien ausgestalten möchte.
Der Schatzmeister, OTL a.D. Gerald Brübach, trug ausführlich zur Kassenlage sowie Einnahmen und Ausgaben 2024 und 2025 und die Planung für 2026 vor. Nach Verlesen des Berichts der Kassenprüfer wurde auf Antrag des Ehrenpräsidenten der gesamte Vorstand entlastet.
Danach erfolgte die Neuwahl des Präsidenten für die nächsten 4 Jahre. BG a.D. Pfrengle stellte sich noch einmal zur Wahl und wurde, bei einer Enthaltung einstimmig wieder gewählt.
Er berichtete anschließend zum geplanten Regionaltreffen vom 18. – 20. Juni 2026 in Saarlouis und zum bisher gedachten Verlauf.
Mit dem Pionierlied endeten am 14.11. um 11:15 Uhr sowohl die Mitgliederversammlung als auch das Fest zum 100jährigen Bestehen des BDPi in Holzminden, und damit zwei würdige und schöne Tage an der Weser.



Anker – wirf!
Franz Pfrengle, BG a.D., Präsident BDPi e.V.

Text: Franz Pfrengle
Bilder: BDPi e.V., J.Falkenroth