„Grand Eagle I & II (GREA)“ – Holzmindener Pioniere bei multinationaler Übung mittlerer Kräfte
Pabrade, Litauen
Einordnung mittlere Kräfte (mKr)
Das Deutsche Heer nimmt mit dem ,,Zielbild Heer‘‘ zur Realisierung der Einsatzbereitschaft für Landes- und Bündnisverteidigung eine neue Struktur ein. In dieser wird erstmals die neue Fähigkeit des Heeres mKr abgebildet.
Diese neue Fähigkeit schließt die Lücke zwischen leichten Kräften und schweren Kräften und soll aus der Grundgliederung heraus auf eigener Achse schnell verlegbar sein.
MKr sollen zukünftig gegen einen überlegenen, mechanisierten Feind bestehen können. Hinzu kommt, dass sie auch in der Lage sein müssen, aus der Bewegung, d. h. ohne hinreichend Zeit zur Erkundung/Vorbereitung, in ein Gefecht einzutreten.
Die neuen Einsatzgrundsätze mKr sehen einen hoch dynamischen, nicht linearen und dezentralen Ansatz vor. Das Gefecht wird zukünftig hochbeweglich, überwiegend fahrzeuggebunden aus eilig bezogenen Stellungen, mit häufigem Stellungswechsel geführt werden. Durch eine wendige Gefechtsführung wird abstandsfähig in überdehnten Räumen gekämpft. Es gilt, durchsetzungsstark ,,Nadelstiche‘‘ zu setzen, um sich der Duellsituation und einer Verzahnung zu entziehen. Mehr Aufmerksamkeit erhalten überfallartige Angriffe aus dem Hinterhalt, in Kombination mit dem Einsatz und Kampf mit Sperren, im Zusammenwirken mit indirekter Feuerunterstützung.
Couleurverhältnis (JgTr/PiTr)
Seit dem I. Quartal 2023 befindet sich die 4./ PzPiBtl 1 in einem Couleur-Verhältnis mit dem Jägerbataillon 91 aus Rotenburg (Wümme). Von da an begann die Zusammenarbeit in zahlreichen Übungsvorhaben wie z. B. das „Symposium Infanterie“, „grüner Dragoner“ und der Erprobungsdurchgang mittlere Kräfte (mKr) „GefÜbZ 20-21/23“. Durch das dauerhafte Couleur-Verhältnis gelang es den beiden Verbänden, Einsatzgrundsätze für die neue Kräftekategorie mKr zu entwickeln und auszubauen, um diese in den multinationalen Übungen Grand Eagle (GREA) I & II souverän anwenden zu können.
Marsch in den Einsatzraum DEU – POL – LTU
1600km / 4Tage
Gemeinsam mit den Verbänden Panzerpionierbataillon 1, dem Jägerbataillon 91, dem nichtaktiven Jägerbataillon 921, dem Aufklärungsbataillon 7, dem Versorgungsbataillon 7, Kräften des Brigadestabes und der Stabs- und Fernmeldekompanie unterstützt durch weitere Kräfte des ABC-Abwehrbataillon 7, der Feldjäger und des Sanitätsdienstes wurde zunächst die schnelle Verlegung an die NATO-Ostflanke von Deutschland über Polen nach Litauen geübt und praktisch durchgeführt.
Aus den Standorten Rotenburg (Wümme), Augustdorf, Ahlen, Stadtallendorf, Unna, Höxter und Holzminden setzten sich fast zeitgleich die Soldaten mit ihren Fahrzeugen in Marsch, um über „Convoi Support Center“ (CSC), als Zwischenziele, zusammengeführt zu werden und zu einem immer größer werdenden Gefechtsverband aufzuwachsen.
An den CSC fand die Versorgung durch die Host Nation statt und die Unterbringung in Turnhallen. Ein cleveres Beladekonzept der Fahrzeuge, ein zweckmäßig gepackter „Daypack“ und das Durchtauschen der Kraftfahrer führte dazu, dass das Marschziel PABRADE innerhalb von 4 Tagen (ca. 400 Km/Tag) kräfteschonend erreicht wurde.
GREA I
Feb-Mar 2024, 700 Soldaten, 200 Fahrzeuge
Während des Marsches in den EinsR zog der Gefechtsverband für mehrere Tage im CSC GRUPA unter, um bei der Übung DRAGON 24 zu unterstützen. Er setzte mit weiteren NATO-Partnern und vor allem mit Unterstützung französischer und polnischer Pionierkräfte, sowie dem DEU/GBR PiBrBtl 130 über die WEICHSEL über.
Nach erfolgreichem Abschluss der Übung DRAGON 24, unter Federführung polnischer Streitkräfte, setzte der Gefechtsverband den Marsch weiter fort, um nach Erreichen Camp Adrian Rohn in PABRADE die Einsatzübung (EÜ) I vorzubereiten.
Für die EÜ I führte die 4./ PzPiBtl1 eine mehrtägige Stationsausbildung für das Jägerbataillon 91, sowie einen litauischen Panzerabwehrzug, durch. Die Kameraden wurden an den Stationen „Anlegen von Sicherungsminensperren“, „Kampfmittelaufklärung“, sowie „Kampf mit Richtminen- und Baumsperren“, ausgebildet. Dabei wurde der Schwerpunkt daraufgelegt, den Ansatz von Kräfte-Mittel-Zeit aufzuzeigen und eine Sensibilisierung im Umgang mit Gefahrenbereichen zu schaffen.
Diese Ausbildungsstationen legten die Grundlage für die zweitägige EÜ II auf dem Truppenübungsplatz PABRADE.
Hier hat die 4./ PzPiBtl 1 im Rahmen der unmittelbaren Pionierunterstützung Verlegeminen-, Richtminen- und Baumsperren erkundet und angelegt.
GREA II
Aug-Sep 2024, 2000 Soldaten, 700 Fahrzeuge
Unmittelbar nach Erreichen PABRADE gliederten die Kampfmittelabwehrkräfte der 4./ PzPiBtl 1 aus um nach GAIŽIŪNAI zu verlegen und die Weiterbildung Sprengen für die Panzerbrigade 21 vorzubereiten. Hier wurde den Teilnehmern in acht Stationen
die Wirkungsweise u. a. der Richtmine, sowie Zünd- und Sprengmittel der Pioniertruppe vorgestellt. Die Weiterbildung war ein voller Erfolg und wurde mit dem „Generals-Coin“ gewürdigt.
Zusätzlich unterstützten die Pioniere bei den Kompaniegefechtsschießen des JgBtl 91 mit dem Erkunden und Anlegen von Verlegeminensperren sowie dem Sprengen von „Brücken“ (Betonfertigteile als Substitutlösung).
Weiteres Highlight war die intensive Ausbildung des MellsTrp der 4./ PzPiBtl 1, die im scharfen Schuss endete.
Fazit
Übungszweck war es, gemeinsam mit den Waffensystemen auf eigener Achse schnell zu verlegen, ohne externe Unterstützung wie der Bahn, durch Fähren oder auch Schwerlasttransporter. Wir sind durch unsere radgestützten Fahrzeuge sehr schnell und flexibel am Einsatzort und können noch aus der Bewegung heraus das Gefecht führen. Die schnelle Verlegung der Kräfte und der Einsatz an der Ostflanke haben unseren NATO-Partnern gezeigt, dass auf uns Verlass ist. Durch die Kohäsion mit allen teilnehmenden Verbänden, in gemeinsamen Ausbildungen und Übungen, wuchs das gegenseitige Verständnis im Gefecht.
Wir haben Flexibilität über große Distanzen, feuerstarken Einsatz vor Ort und mentale Stärke bewiesen, um auf eine Vielzahl von Gefechtssituationen reagieren zu können.
„Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ist ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ist ein Erfolg“ – Henry Ford
„Anker – Wirf!“
Text: Pressestelle PzPiBtl 1
Bilder: Pressestelle PzPiBtl 1