Veteranentreffen der ersten KFOR-Kontingente: Ein emotionales Wiedersehen nach 25 Jahren in Holzminden
Holzminden. Vor 25 Jahren wurden Soldaten des Pionierbataillons 1 aus Holzminden und des ABC-Abwehrbataillons 7 aus Höxter als Kern des Aufstellungstruppenteils für das Pionierbataillon KFOR in den Kosovo verlegt. Zusätzlich kamen Soldaten aus über 60 weiteren Dienststellen der Luftwaffe, Marine und des Heeres in diesem Bataillon zum Einsatz. Diese vielfältigen Einheiten bildeten den Rahmen der deutschen Beteiligung an der internationalen NATO-Mission, die im Juni 1999 nach Suva-Reka entsandt wurde, um die Region nach dem Kosovo-Krieg zu stabilisieren. Anlässlich dieses Jubiläums trafen sich die Veteranen der ersten drei Kontingente zu einem bewegenden Wiedersehen in Holzminden.
Die Initiative für das Treffen ging von Oberstleutnant a. D. Joachim Sigmund aus, dem ehemaligen stellvertretenden Kommandeur des Pionierbataillons KFOR. Mit Unterstützung der Pionierkameradschaften Emmerich und Holzminden wurde das Treffen organisiert, das von vielen rührenden Momenten geprägt war.
Rückblick auf den Einsatz
Der Kosovo-Krieg, der im Jahr 1998 eskalierte, war das Ergebnis ethnischer Spannungen zwischen der serbischen Regierung und der albanischen Mehrheit im Kosovo. Nach massiven Menschenrechtsverletzungen und ethnischen Säuberungen durch serbische Kräfte griff die NATO 1999 ein und begann mit einer Bombardierungskampagne, um den Rückzug der serbischen Truppen zu erzwingen. Die KFOR, zu der auch deutsche Soldaten gehörten, übernahm danach die Aufgabe, das fragile Gleichgewicht zu stabilisieren und die Rückkehr von Flüchtlingen zu ermöglichen. Die Soldaten, die in diesem gefährlichen Umfeld dienten, wurden mit vielen Herausforderungen konfrontiert, doch sie trugen entscheidend zur Stabilisierung der Region bei.
Das Wiedersehen der Veteranen
Die Veteranen, die aus allen Teilen Deutschlands und sogar aus Österreich angereist waren, konnten beim Treffen alte Kameraden wiedersehen. Es war ein rührender Moment, als sie sich nach einem Vierteljahrhundert wieder in die Arme schlossen. Viele von ihnen hatten die Jahre im Kosovo nie vergessen – eine Zeit, die sie zutiefst prägte und zusammenschweißte. Der Austausch von Erinnerungen, aber auch das gemeinsame Gedenken an gefallene Kameraden, prägten die emotionale Atmosphäre.

Das Organisationsteam des Treffens setzte sich aus ehemaligen Mitgliedern des KFOR-Verbandes zusammen. Neben Sigmund gehörten Hauptmann a. D. Detlef Schmälzle, Oberstabsfeldwebel a. D. Manfred Bues aus der Personalabteilung sowie Oberstabsfeldwebel a. D. Gerhard Kreutzkamp aus der Logistikabteilung dazu. Der Bund Deutscher Pioniere unterstützte das Treffen finanziell und Oberstleutnant a. D. Gerald Brübach nahm als Vertreter des Dachverbands an der Veranstaltung teil. Dank der Marinekameradschaft Holzminden, die ihr Vereinsheim zur Verfügung stellte und der tatkräftigen Unterstützung der Reservistenkameradschaft Holzminden konnte die Veranstaltung in würdigem Rahmen stattfinden.
Einladung an Generalleutnant Friedrich Riechmann
Eine besondere Einladung ging auch an den damaligen Befehlshaber im Einsatzland, Generalleutnant a. D. Friedrich Riechmann, der eine zentrale Rolle während des KFOR-Einsatzes spielte. Aufgrund seiner eingeschränkten Mobilität konnte General Riechmann jedoch nicht persönlich an der Veranstaltung teilnehmen. In einem Grußwort wünschte er dem Veteranentreffen dennoch einen guten Verlauf und drückte seine Verbundenheit mit den anwesenden Soldaten aus. Als Zeichen der Wertschätzung unterzeichneten alle Teilnehmer des Treffens während der Veranstaltung auf einer Teilnehmerurkunde, die nachträglich an General Riechmann übersandt wird, um ihn symbolisch an diesem besonderen Ereignis teilhaben zu lassen.
Bedeutung des Veteranentages am 15. Juni
Ein besonderer Aspekt des Veteranentreffens war die Verknüpfung mit dem jährlichen Veteranentag am 15. Juni, jährlich stattfinden soll. Der Veteranentag ist ein staatlicher Gedenktag, der auf Initiative der Bundesregierung eingeführt wurde, um die Verdienste von ehemaligen Soldaten zu ehren.
Während des Veteranentreffens in Holzminden wurde diese symbolische Bedeutung des Veteranentages betont. Die ehemaligen Soldaten nutzten die Gelegenheit, um die Solidarität untereinander zu stärken und die Werte von Kameradschaft und Zusammenhalt zu feiern, die sie seit ihrem Einsatz begleiten. Sie erinnerten sich daran, dass der Veteranentag nicht nur eine Würdigung der Vergangenheit ist, sondern auch eine Verpflichtung, diese Werte für zukünftige Generationen von Soldaten und Veteranen weiterzutragen.
Ein Tag voller Programm
Der Samstag des Treffens war von einem straffen Programm geprägt. Nach der Ankunft am Mittag wurde ein kleiner Imbiss gereicht, bevor der ehemalige Kommandeur des Pionierbataillons KFOR, Oberstleutnant a. D. Winfried Köhler, der eigens aus Ketzin im Havelland angereist war, einen packenden Vortrag hielt. Er schilderte die enormen Herausforderungen, vor denen das Bataillon während seines Einsatzes im KOSOVO stand. In wenigen Wochen musste eine Einheit aus Soldaten aus dem gesamten Bundesgebiet zusammengestellt und in das KOSOVO verlegt werden. Die Bedrohung durch Minen auf Straßen und in der Umgebung war allgegenwärtig und die Soldaten hatten es mit den Schrecken des Krieges zu tun, als sie Massengräber öffneten und sowohl auf frische als auch auf alte Leichen stießen. Doch neben all dem Schmerz gab es auch humorvolle Anekdoten. So erzählte Köhler von einem Haarschnitt im Feldlager in Suva-Reka. Eine kosovarische Friseurin wollte ihm einen Haarschnitt verpassen, doch als sie zu einer Schafschermaschine griff, brach der Kommandeur den Versuch kurzerhand ab.
Im Anschluss an Köhlers Vortrag informierte der aktuelle Kommandeur des Panzerpionierbataillons 1, Oberstleutnant Stephan Meister, der auch als Schirmherr des Treffens fungierte, über die aktuellen Aufgaben seines Bataillons. Er ging auf die Herausforderungen seit der sogenannten Zeitenwende ein und erläuterte die zukünftige Gliederung sowie die Aufstellung einer neuen Panzerpionierkompanie für die Brigade in Litauen. Die Teilnehmer verfolgten den Vortrag aufmerksam und stellten zahlreiche Fragen, was den lebendigen Austausch und die ungebrochene Neugier der Veteranen verdeutlichte.
Abschluss und feierlicher Ausklang

Zum Abschluss des Tages erhielten die Teilnehmer eine Urkunde und eine Medaille, als Erinnerung an den 25. Jahrestag des KFOR-Einsatzes. Ein gemeinsames Foto durfte dabei nicht fehlen. Insgesamt nahmen 54 Teilnehmer, teilweise in Begleitung ihrer Familien, an diesem besonderen Treffen teil. Den krönenden Abschluss des Tages bildete die Einladung zum traditionellen Herbstfeuer des Panzerpionierbataillons 1 auf dem Wasserübungsplatz. Dort stand der Promi-Truck des Veteranenbüros aus Berlin, wo aktive Soldaten und Veteranen die Gelegenheit nutzten, weitere Gespräche zu führen und Erinnerungen auszutauschen.
Das Veteranentreffen war eine emotionale Rückkehr in die Vergangenheit, ein Zeugnis der unerschütterlichen Kameradschaft und des Zusammenhalts, der diese Soldaten seit ihrem Einsatz im Kosovo verbindet.
Text und Foto: Manfred Bues