Multinationale Zusammenarbeit im Einsatz: Die 2./PzPiBtl 1 bei der Übung Allied Spirit 24
Holzminden (Pionierkaserne am Solling)
Im März 2024 nahm die 2. Kompanie des Panzerpionierbataillons 1 (2./PzPiBtl 1) an der multinationalen Übung Allied Spirit 24 (ALSP 24) teil. Durchgeführt wurde die Übung im amerikanisch geführten Joint Multinational Readiness Center (JMRC) in Hohenfels. An diesem Großmanöver waren insgesamt 17 NATO-Nationen beteiligt, die ihre Fähigkeiten im multinationalen Gefecht der verbundenen Waffen unter Beweis stellten und für eine realitätsnahe Landes- und Bündnisverteidigung trainierten.
Ein realistisches Übungsszenario im Verbund
Als Übungsgegner stellte das 1-4 Infantry Regiment der U.S. Army die feindlichen Kräfte dar, wobei das Szenario der Übung in zwei Phasen aufgeteilt war: Die D-Days dienten der Vorbereitung der Einheiten und der Stabsarbeit der beteiligten Brigaden und Bataillone. Schon hier begann die „Gegenpartei“ mit der Informationsgewinnung durch Infiltration, was die Verbände vor zusätzliche Herausforderungen stellte. Während der X-Days entwickelte sich das Gefecht in einem komplexen Lageszenario über drei Bataillonsgefechtsstreifen und einem rückwärtigen Raum (Rear Area), in dem die Brigade 41 über sieben Tage hinweg verteidigte, um schließlich in einen Gegenangriff überzugehen.
Die Rolle der 2./PzPiBtl 1 im rückwärtigen Raum
Die 2./PzPiBtl 1 unterstützte als Rear Area Task Force das Jägerbataillon 413 (JgBtl 413) und übernahm die Sicherung und Überwachung des rückwärtigen Raums der Brigade. In dieser Zone wurden sie mit irregulären feindlichen Kräften konfrontiert, darunter verschiedene paramilitärische Gruppierungen sowie Special Operations Forces (SOF) der gegnerischen Streitkräfte, die unkonventionelle Angriffe und Störaktionen durchführten. Aufgabe der Pioniere war es, die Bewegungsfreiheit des Gegners zu hemmen und den Einsatzraum abzusichern.
Die Kompanie stellte hierfür eine umfassende Pionierunterstützung bereit, bestehend aus geschützten und ungeschützten Pioniermaschinen, einem Panzerpionierzug und Kampfmittelabwehrgruppen. Mit innovativen Sperrmitteln wie Attrappen, Scheinminensperren und Scheinpanzerabwehrgräben konnten sie die gegnerischen Kräfte erfolgreich in ihrer Bewegung einschränken und der Kampftruppe wertvolle Zeit für die Absicherung des Raumes verschaffen.
Hinterhalte und Kampfmittelabwehr als entscheidende Elemente
In enger Zusammenarbeit mit leichten und schweren Jägerzügen wurden Hinterhalte geplant, um durchgebrochene und irreguläre Feindkräfte gezielt zu zerschlagen. Eine zentrale Aufgabe war dabei die Beseitigung der durch irreguläre Kräfte und SOF gelegten Bedrohungen durch Kampfmittel und improvisierte Sprengsätze (IEDs). Diese feindlichen Einheiten führten Angriffe auf Versorgungswege und Gefechtsstände durch, teils verstärkt durch Drohnenunterstützung und indirektes Feuer. Besonders im Rückwärtigen Raum mussten sich die Pioniere gegen komplexe Bedrohungen durch IEDs behaupten, die teils aus alter Munition oder selbst hergestelltem Sprengstoff gefertigt wurden.
Die Kampfmittelabwehrgruppen der 2./PzPiBtl 1 leisteten hierbei entscheidende Arbeit: Mit speziellem Know-how und professionellem Gerät konnten Kampfmittel und IEDs zügig beseitigt werden. Während die Kampfmittelabwehrtrupps neutralisierten, sicherten die Jägerzüge den Raum und unterstützten die Pioniere. Die realitätsnahe Bedrohungssituation zeigte, dass auch im Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung eine Bedrohung durch IEDs in konventionellen Konflikten im rückwärtigen Raum relevant bleibt.
Lehren aus der Übung für die Zukunft der Pioniertruppe
Die intensive Übung Allied Spirit 24 hat wertvolle Erkenntnisse geliefert, die direkt in die Weiterentwicklung der Einsatzgrundsätze der mittleren Kräfte einfließen. Die Fähigkeit der Pioniertruppe zur Kampfmittelabwehr ist auch in einem konventionellen Gefechtsszenario unverzichtbar. Die gewonnenen Einsichten werden genutzt, um die Zusammenarbeit zwischen den Pionierkräften und der Jägertruppe weiter zu verfeinern und die gemeinsame Einsatzfähigkeit zu stärken. Dies ist ein wichtiger Schritt im Fähigkeitsaufwuchs zur Sicherstellung eines modernen, einsatzfähigen und multinational integrierbaren Verteidigungssystems.
Multinationale Übungen als Schlüssel zur Einsatzbereitschaft
Die Teilnahme an ALSP 24 hat die Einsatzbereitschaft der 2./PzPiBtl 1 unter realistischen Bedingungen gestärkt. Im multinationalen Gefechtsszenario wurde die Bedeutung von taktischer Flexibilität, technischem Fachwissen und der Fähigkeit zur Kampfmittelabwehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Für die Pioniertruppe bleibt dies eine zentrale Aufgabe, um im Ernstfall die Bewegungsfreiheit und die Sicherheit der eigenen Kräfte sicherzustellen. Allied Spirit 24 hat gezeigt, wie wertvoll internationale Übungen sind, um die Zusammenarbeit mit Partnernationen zu festigen und die Bündnisfähigkeit der deutschen Streitkräfte im Verbund der NATO weiter auszubauen.
„Anker – Wirf!“
Text: Olt Bleicken, 2./PzPiBtl 1
Bilder: 2./PzPiBtl 1